Sakir Gökcebag – Reorientation
Kunstverein Ludwigshafen, bis 10.4.2016
Einmal im Jahr lädt der Kunstverein Ludwigshafen einen Künstler ein, eine auf den Ausstellungsraum bezogene Installation zu verwirklichen. Dieses Jahr darf der 1965 in der Türkei geborene Sakir Gökcebag sich dieser Aufgabe stellen. Gökcebag lebt seit 16 Jahren in Deutschland und sein hauptsächliches Betätigungsfeld innerhalb der Bildenden Kunst ist inzwischen die Installation.
Vereinfachung – Struktur – Ornament
In der Ausstellung erhält man das doppelseitig bedruckte DIN A4 Seite das Minifesto des Künstlers. In einzelnen Punkten geht er auf grundlegende Aspekte seines Schaffens ein. Es ist die Rückführung – die Reorientation – von Alltagsgegenständen in einen Kunstkontext. Durch Vereinfachung und Struktur gelingt eine Loslösung von ihrer ursprünglichen Funktion. Dieses Konzept zieht sich durch alle Werke, Gökcebag schreibt allen Objekten eine potenzielle Kreativität zu.
Die Verbindung von Ost und West
Die Kombination von östlichen und westlichen Elementen bestimmt das Kunstschaffen von Gökcebag. Dem Osten entnimmt er das Ornament, die Kalligraphie und den Humor, aus dem Westen sind es vor allem Einflüsse aus der Fluxus-Bewegung, des Minimalismus und des Bauhauses, die seiner experimentellen Gestaltung eine Form verleihen. Das Endprodukt dieses Prozesses, das Kunstwerk, versteht er als spielerisch, poetisch und humorvoll.
Die Vereinfachung und die strukturierte Reihung sind grundlegende Gestaltungsprinzipien, ihnen begegnet man auf Schritt und Tritt. Es sind die Leitlinien innerhalb der einzelnen Kunstwerke. Wir erkennen die ursprünliche Funktion, sie ist aber überführt in ein Kunstkonzept.
Was ursprünglich ein Teppich war, wird durch die Kombination der elliptischen Ausschnitte als Wandbild inszeniert. Wiedererkennung ist also ein wichtiges Merkmal, genauso wie die Überführung mittels einzelner, bewußt angeordneter Formen in ornamentale Strukturen. Das Wechselspiel funktioniert überzeugend, es ist kein rein ästhetizierendes Strukturieren, kein Anhäufen von Formen ohne Funktion, es ist ein klar durchdachtes Prinzip: aus erkennbaren Alltagsgegenständen wird ein Kunstwerk geschaffen, daß sich seines Ursprungs verweigert, da es funktionslos in eine künstlerische Ebene übertragen ist. Es erhält sich aber seine Seele gerade durch das Spiel zwischen Ursprung und Sein.
Sakir Gökcebag lebt heute in Hamburg, studierte an der Kunstakademie in Istanbul. Er hat mit Zeichnung, Malerei und Radierungen angefangen. Über ein DAAD-Stipendium kam er nach Deutschland an die Kunstakademie Düsseldorf.
Kunstverein Ludwigshafen, Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus, Bismarckstr. 44-48, 67059 LU
Di-Fr 12-18 Uhr, Sa + So 11-18 Uhr