Stahlplastiken von Werner Pokorny
Skulpturenpark Heidelberg, bis 23.10.2016
Zeichenhaft und rostrot stehen die Werke von Werner Pokorny inmitten der gartenähnlichen Anlage der Orthopädischen Uni-Klinik in Heidelberg-Schlierbach. Sie sind in den dauerhaft bestehenden Skulpturenpark integriert. Insgesamt 12 große Plastiken, allesamt aus Corten-Stahl, werden eingerahmt von Gebäuden, Bäumen, Büschen und Wegen und ergreifen von den Rasenflächen Besitz. Bereits seit 1996 steht eine Plastik von Pokorny auf dem Gelände, nun kommen für diese Ausstellung 11 weitere im Bereich des vorderen Gartencarrées hinzu.
Pokorny arbeitet mit einer archetypischen Formensprache, bezeichnend für die Arbeiten ist die immer wiederkehrende Form des Hauses. Das Zeichen- und Formelhafte prägt seine Plastiken, er reduziert und verdichtet bis hin zur völligen Einfachheit. Er stapelt seine Formen übereinander, aus klaren einzelnen Elementen baut sich die Gesamtform auf, als Fundament dienen Gefäße und obenauf steht das Haus. Bei anderen Werken entwickelt Werner Pokorny aus Rundungen und Kreisformen heraus und umschreibt die eigentliche Form. Bei den hier ausgestellten Plastiken ist das Haus in seiner formreduzierten Gestaltung ein durchgängig auftauchendes Motiv.
Alle Plastiken sind aus Corten-Stahl, ein Material, das nur an der Oberfläche rostet, tiefer unten bildet sich je nach Legierung eine dichte Sperrschicht, die ein weiterrosten verhindert. Somit ist er für Bildhauer ein witterungsbeständiger Werkstoff für ihre Großplastiken und für Architekten ein geeigneter Werkstoff für Häuserfassaden: eine Schnittmenge, die sich im Werk von Werner Pokorny trifft. Die Oberflächen der Plastiken sind durch die korrodierte Schicht sehr gleichmäßig gemustert, auch die rostrote Farbe zieht sich einheitlich über die ganze Plastik.
Trotz ihrer Größe entwickeln die Stahlplastiken Bewegung und Leichtigkeit. Das Spiel aus Kanten und Ecken, runden Verläufen und gebogenen Formen, von Schichtung und Stapeln belebt die Kolosse: die dargestellte Form ist streng reduziert, die Vereinfachung und Verdichtung sind wesentliche Merkmale der Formensprache von Werner Pokorny. Er verwendet neben positiven auch negative Formen, wenn er etwa das Haus nicht aus dem Material „baut“, sondern es in eine kreisrunde Form nur durch seine Konturlinien innen einschreibt. Das Haus an sich ist entmaterialisiert, der Blick durch die Plastik hindurch lässt erst die Form entstehen.
Der Kontrast aus korrodiertem Stahl und der Natur ist augenscheinlich, harte Linien werden in die weichen Naturformen eingebunden. Die rostrote Oberfläche kontrastiert mit den Grüntönen der Pflanzen und der stapelartige Aufbau wirkt nicht sehr organisch. Auch der Heidelberger Skulp-turenpark lebt von einer kontrastierenden Stimmung, er ist eigenwillig zweigeteilt. Im vorderen gartenähnlichen Carrée ist es durch den Klinikbetrieb sehr belebt, es dominieren eher die Gebäude. Die Grünflächen und einige wenige Bäume bilden eine in den Alltagsbetrieb einge-bundene Bühne für die Kunst. Im hinteren Teil entwickelt sich der Skulpturenpark zu einer echten Parkanlage, es ist ruhig und verlassen, eine Naturidylle dominiert. Über ein Naturwegesystem gelangt man zu den Plastiken, Abgeschiedenheit und Naturerlebnis prägen diesen Teil. Hier befindet sich nur ein Werk von Werner Pokorny „Haus und durchbrochene Form“, das bereits vor 20 Jahren hier auf dem Gelände aufgestellt wurde.
Skulturenpark Heidelberg, Orthopädische Universitätsklinik, Schlierbacher Landstr. 200a, Heidelberg
täglich geöffnet