Der Große Krieg im Kleinformat, Museum der Stadt Worms

Graphik und Medaillenkunst

zum Ersten Weltkrieg

Aus der Sammlung der Letter Stiftung Köln, bis 18.9.2016

Als der Erste Weltkrieg 1914 begann, stürzten sich viele Freiwillige in ein als Abenteuer empfundenen und als menschenmordendes Inferno endenden Stellungskampf, der sich schließlich über vier quälend lange Jahre hinzog. Die italienischen Futuristen feierten den Krieg als Hygiene der Menschheit und viele deutsche Künstler schlossen sich dieser Euphorie an und zogen ins Feld. Spätestens 1916, also vor 100 Jahren, machte sich die Ernüchterung über das Erlebte, Erfahrene und Erlittene breit. Trotzdem dauerte es noch zwei weitere Jahre bis diesem Wahnsinn ein Ende bereitet wurde. Die Spuren von damals sind noch heute als reale Mahnmale an den bekannten Orten wie Verdun oder an der Somme zu finden. Die Sicht der Künstler auf diesen Einschnitt kann man derzeit in Worms sehen, Graphikblätter und Medaillen beschäftigen sich mit dem Ersten Weltkrieg.

Museum der Stadt Worms
Blick in die Ausstellung

Alle Exponate stammen aus der Sammlung der LETTER Stiftung Köln, die die als Wander-ausstellung konzipierte Schau auch kuratiert hat. Die Stiftung beherbergt eine Sammlung von etwa 600 Arbeiten zum Ersten Weltkrieg, eine Auswahl von etwa 300 Werken sind derzeit im Museum der Stadt Worms im Andreasstift zu sehen. Auch der betont eigenwillige Aufbau wurde von der LETTER Stiftung vorgegeben. In zwei Räumen, einer davon ist eine säkularisierte Kirche, werden die Blätter auf Grobspanplatten präsentiert. Das Thema sollte bewußt durch eine unästhetisch wirkende Präsentation versachlicht werden. Zudem ergibt sich dadurch ein Rundgang, da die miteinander verbundenen Platten als Raumteiler fungieren.

Museum der Stadt Worms
Blick in die Ausstellung

Wie sahen, wie erlebten und wie verarbeiteten die Künstler ihr Kriegserlebnis? Zum einen kam das darauf an, wie sie sich gegenüber diesem Krieg positionierten und ob es sich um die Erlebnisse an der Front, in der Etappe oder in der Heimat handelte. War man Befürworter, dokumentarischer Erzähler oder bekennender Kriegsgegner, wie und wann stellte man das Gesehene dar? Das konnte unmittelbar vor Ort geschehen in kleinen Zeichnungen, Feldpostkarten oder Umdruck-zeichnungen oder es konnte aus der Imagination heraus erst sehr viel später zu Papier gebracht werden. Die Ausstellung, die sich in verschiedene Themenbereiche gliedert, versucht dabei allen Facetten dieses Krieges gerecht zu werden. Egal wie abschreckend ehrlich oder wie religiös überhöht die einzelnen Darstellungen sind, sie sind letztlich echte Zeitzeugen und künstlerischer Beleg für vier lange Jahre des Elends, der Not und der Barberei.

Max Slevogt, Paroxysmus der Vernichtung, 1917
Josef Eberz, Zwei Mütter, 1915
Erich Godal, Ruhe und Ordnung, 1920
Willi Jaeckel, Platzende Granate, 1915
Andreas Gering, Die Handgranate, 1916/17
Willi Geiger, Der Tod als Kriegsherr, 1914
Hans Slavos, Bomben, um 1919
Fritz Gärtner, In den Lüften, 1917
Hans Slavos, Gas, um1919
Max Slevogt, Paroxysmus der Vernichtung, 1917

Das Farblose dominiert in den Blättern, viel holzschnittartiges Schwarz-Weiß mit harten Kontrasten  stößt auf noch härtere Realitäten. Der Tod im Gas und explodierende Granaten zeigen eine desillusionierende Wirklichkeit, die anfängliche Euphorie kehrt sich ins Gegenteil um. Ihre Entsprechung finden die Darstellungen der Front in den Darstellungen der Not zuhause. Hunger, Elend und Gewalt dominieren den Alltag und schaffen eine zweite Front des zivilen Horrors. Diese Leiden werden oftmals in Verbindung gebracht mit denen aus der christlichen Religion, Leid und Trauer werden somit zu verbindenden Elementen. Auch in den wenigen plastischen Arbeiten der Ausstellung kommt dies zum Ausdruck.

Kurt Kluge, Der gestürzte Christus, um 1920-25
Ernst Hollitzer, Kriegsfurie, 1935
Unbekannt, 5 Menschen, 1920er Jahre
Kurt Kluge, Der gestürzte Christus, um 1920-25

 

Museum der Stadt Worms, Andreasstift, Weckerlingplatz 7, 67547 Worms

Di-So 10-18 Uhr

www.museum.worms.de

Musem der Stadt Worms
Blick in die Ausstellung

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