Galerie Zulauf, Freinsheim: bis 23.10.2016
Domenico Grenci – fragmenthafte Porträts
Unter dem Titel „I’ll be your mirror“ sind derzeit in der Freinsheimer Galerie Zulauf 45 aktuelle Leinwand- und Papierarbeiten des italienischen Porträt-Malers Domenico Grenci zu sehen. Die Ausstellung ist die erste für Grenci nördlich der Alpen. In Italien ist er dagegen kein Unbekannter. Grenci, der in Bologna ein Kunststudium absolviert hat, gewann bereits zahlreiche Preise und war auf der jüngsten Biennale in Venedig zu sehen. Grencis zentrales Thema ist das Porträt. Mit nur wenigen Pinselstrichen bringt er Gesichter auf Papier oder Leinwand, die trotz einer gewissen mimischen Erstarrtheit eine enorme Ausstrahlung entfalten.
Konstruierte Schönheit
Die Schönheit der Gesichter zieht den Betrachter unmittelbar in den Bann. In ihrem Habitus madonnenhafter Ruhe wirken sie tief in die Ausstellungsräume hinein und hinterlassen auch dort eine beinahe sakrale Stille. Man schleicht von Augenpaar zu Augenpaar, eingerahmt in wenige, dynamische Linien und Pinselstriche, reduziert auf das Wesentliche. Weder Hintergrund noch Farbe lenken ab vom Blick der Frauen. Unwillkürlich stellt sich die Frage nach dem Modell dahinter und der Frage, woher kennt der Künstler nur so viele bildschöne Frauen? Die Antwort ist so verblüffend wie einleuchtend. Er kennt die wenigsten persönlich. Seine Modelle entstammen größtenteils Fotografien aus Datenbanken von Fotoagenturen. Die von ihm Auserwählten bildet er jedoch nicht einfach ab, sondern verwandelt sie mit Hilfe von Material, Technik und Kunstfertigkeit in Wesen anderer Ordnung.
Konservierte Schönheit
Einen großen Anteil an dieser Wirkung hat das Farbmaterial. Grenci verwendet Bitumen, ein Stoff, der durch die Verarbeitung von Erdöl entsteht und der vorwiegend im Straßenbau und als Dichtstoff eingesetzt wird. Die schwarzbraune Farbe setzt er lasierend ein – entweder auf Papier oder Leinwand. Es gelingt ihm somit einen wasserfesten und sehr zähen Baustoff flüssig wie Aquarellfarbe aufs Papier zu bringen und die Frauenbilder zart und geisterhaft erscheinen zu lassen als stünde man vor riesigen alten Fotoaufnahmen. Der Sepiaeffekt verstärkt überdies die in ihrer Unnahbarkeit verharrenden Frauen – wie eingefroren in eine uns unbekannte Zeit jenseits vom Hier und Gestern.
Galerie Zulauf
Gottfried-Weber-Haus
D – 67251 Freinsheim
www.moderne-kunst.de
ÖFFNUNGSZEITEN:
Mi. – Fr. 14.00 – 18.30
So. 11.00 – 18.00