Christine Charlotte Iwaniuk – REVUE, TEN Gallery Mannheim

Zwischentöne des Alltäglichen

Christine Charlotte Iwaniuk – REVUE

bis 21.4.2017

Die Fotografien von Christine Charlotte Iwaniuk haben einen ganz eigenen Charme. Sie sind einfach, ausschnitthaft und ihre Motive sind sehr alltäglich. Die TEN Gallery in den Mannheimer Quadraten stellt zur Zeit unter dem Titel REVUE Fotoarbeiten der in Mannheim geborenen Fotokünstlerin aus. Es sind Bilder aus insgesamt drei Serien ausgestellt: ‚68199 Heimat‘ zeigt Bilder aus dem Mannheimer Niederfeld, ‚Das lange Elend‘ ist der neue Wohnort Iwaniuks in Berlin und die Bilder aus ‚Rooms‘ wirken wie zufällig aufgenommene Momentaufnahmen von Hotelräumen.

TEN Gallery Mannheim
68199 Heimat, 45 x 30 cm

Im ersten Augenblick sieht man die Vorgartenidylle mit den gestalteten Bäumen und Büschen, den gepflegten Gärten und der Parzellenstruktur der Grundstücke. Man meint es zu sehen, man glaubt es zu spüren, die heile Welt der Einfamilienhäuser im beschaulichen Niederfeld. Was man aber eigentlich sieht, betont eher etwas anderes. Durch die Nahsichtigkeit und das Ausschnitthafte erreicht Iwaniuk in der Serie ‚68199 Heimat‚ eine Abstraktion, verwinkelt und auf geometrische Formen reduziert wirken die Schwarz-Weiß-Abzüge alles andere als idyllisch. Es sind nüchtern aufgenommene und kalkuliert komponierte, prototypische Aspekte einer Vorortsiedlung wie sie wohl in jeder Stadt zu finden sind.

Das lange Elend‚ ist eigentlich das Gegenteil von ‚68199 Heimat‘, es repräsentiert den Sprung aus der Provinz in die Metropole. Der riesige Berliner Plattenbau wirkt wie eingezwängt in seinen kleinformatigen Rahmen. Das Motiv ist angeschnitten oder es steht schräg im Bildraum, das Wohnsilo scheint nicht hineinzupassen ins Format. Auch hier entsteht ein Spiel mit der geometrischen Struktur des Gebäudes, die einzelnen Wohneinheiten sind hundertfach vervielfältigt, das Einzelne geht im Ganzen auf. Es entsteht ein wiederkehrendes, gleichmäßiges und kleinteiliges Muster, das selbst in seinem kleinen Format seine unfassbare Größe widerspiegelt.

Unaufgeregt sind die Aufnahmen der Serie ‚Rooms‚, es sind ganz einfache Motive, die einen beiläufigen eher dokumentarischen Charakter offenbaren. Sie haben etwas Zufälliges und auch etwas Spontanes. Zufällig scheint die Auswahl des Motivs zu sein, die Alltäglichkeit der Dinge rückt ins Zentrum der Darstellung. Trotzdem wirken sie auch spontan, wie ein leeres Set aus dem das Hauptmotiv schon verschwunden, die hinterlassene Leere aber noch zu spüren ist. Die Verlassenheit des Ortes und die reduzierte Farbigkeit unterstützen diesen Charakter der Beiläufigkeit, die Fotografien zeigen durch ihre Einfachheit und ihren Wiedererkennungswert die Zwischtöne des Alltags.

www.cciwaniuk.com

TEN Gallery, T6,10 D-68161 Mannheim

Mi-Sa 11-19 Uhr

www.ten-gallery.com

MichaUli

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