Bettina van Haaren – Waldwasen durchlöchert, Kunstverein Ludwigshafen

Malerische Bild- und Traumwelten

Die Realität schafft ihre eigenen AbBilder

bis 16.7.2017

Das Eintauchen in die Bildwelt der Bettina van Haaren ist ein echtes Erlebnis. Ihre Leinwände haben fast mehr leere Stellen als bemalte, was ihren Bildern ein unfertiges Aussehen verleiht, als ob jeden Moment die Künstlerin erschiene, um daran weiterzumalen. In der Tat fällt es Bettina van Haaren extrem schwer, den Punkt zu erkennen, an dem ihre Bilder fertig sind. Dass ihr das dann doch gelungen ist, zeigt ihre Ausstellung „Waldwasen durchlöchert“ im Ludwigshafener Kunstverein. Man erhält einen umfassenden Überblick über das Gesamtwerk, es werden über 100 Arbeiten der Künstlerin ausgestellt, neben den Gemälden sind dies auch noch Aquarelle und Radierungen.

Kunstverein Ludwigshafen
Blick in die Ausstellung

Van Haaren ist fasziniert von Fundstücken und vor allem von Tierpräparaten, die es ihr besonders angetan haben. Sie besitzt mehrere davon, ganze Schweine, einen Pferdekopf und diverse andere, es sind für sie Monumente der Vergänglichkeit, die immer wieder in ihren Bildern auftauchen. Oft nehmen sie den zentralen Platz im Bild in Beschlag. Mit feinem Strich malt van Haaren fast augen-täuscherisch das glänzende Fell. Fast möchte man die Hand ausstrecken, um es zu berühren, so echt, so haptisch ist die Qualität der Darstellung. Tritt man nahe genug an das Bild heran, sieht man deutlich, dass sich das Dargestellte aus einzelnen kleinen Pinselstrichen aufbaut. Was sich aus der Ferne betrachtet als homogener Farbton zeigt, ist in Wirklichkeit aus unzähligen kleinen vielfarbigen Strichen zusammengesetzt. Es dauert oft über ein Jahr bis ein großformatiges Bild fertiggestellt ist, was der Genauigkeit und akribischen Maltechnik sowie der eigenwilligen Komposition der Bilder geschuldet ist.

In den Gemälden gibt es immer wieder Bereiche, die wie gezeichnet aussehen. Sie wirken zart und transparent, fast wie eine Vorzeichnung, eine Gedächtnisstütze für die Malerin, bevor sie sich ans malen macht. Die flüchtige Wirkung ist gewollt, es sind mit Eitempera-Technik gemalte Stellen, die in deutlichem Kontrast zur Alla-prima-Malerei stehen, bei der die Ölfarbe ohne Vorzeichnung und ohne Lasuren direkt auf die Leinwand aufgetragen wird. In jedem Bild gibt es verschiedene Bildebenen, in der Komposition, der Maltechnik, bei den Motiven und in der Deutung. Organisches steht neben Anorganischen, Gerundetes neben Gezacktem, Weiches neben Hartem, das Spiel der Gegensätze und der Wirkungen ist stets immanent. Es ist ein zentrales Element in den Bildern, die gemalte Inszenierung und Offenlegung der persönlichen Arbeits- und Gefühlswelt der Malerin.

Die Anordnung der Gegenstände und Körper im Bilde führt zu einem eigenwilligen Raumerlebnis. Wie Versatzstücke sind die einzelnen Motive aneinandergereiht. Sie stehen zueinander in einem perspektivisch geordneten Verhältnis. Es gibt eine Horizontlinie, sie ist unsichtbar etwa auf 2/3 der Bildhöhe, aber man kann sie erahnen. Die leeren weißen Bereiche im Bild schlucken jede Räumlichkeit, einen wirklichen Raum gibt es somit nicht, nur die Körperlichkeit der dargestellten Objekte und Körper schafft ein wenig Raumtiefe. Alles schiebt sich ineinander, die Flächigkeit bewirkt einen surrealen Effekt, eine gezielt erschaffene Traumwelt, die sich offen und auskunftsfreudig darlegt. Es ist ein malerisches Schwelgen in Strukturen, Oberflächen und Mustern. Egal ob Plastiktüten, Stoffe, Leopardenfell, Obst und Gemüse, Fahrradschläuche oder Körperteile, alles wird detailgetreu und oft in symbolischer Überhöhung auf die Leinwand gebracht. Wie in einer Traumwelt malt sich die Künstlerin immer wieder selbst, umzingelt und eingebunden in einen surreal träumerischen Kontext. Ihn zu verstehen oder ihn zu deuten, bleibt jedem schließlich selbst überlassen.

Kunstverein Ludwigshafen
Blick in die Ausstellung

www.kunstverein-ludwigshafen.de

Kunstverein Ludwigshafen, Bismarckstr. 44-48, 67059 Ludwigshafen

Di-Fr 12-18 Uhr, Sa + So 11-18 Uhr

Eintritt frei

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