Kerbach – Leiberg – Scheib – Schleime – Stangl
30 Jahre nach dem Malstrom
bis 20.8.2017
Bekanntlich ist ja alles zyklisch und somit kehren nach über 30 Jahren alte Bekannte in den Mann-heimer Kunstverein zurück. Damals stellten Ralf Kerbach, Helge Leiberg, Hans Scheib, Cornelia Schleime und Reinhard Stangl unter dem Namen „Malstrom“ im Haus am Waldsee in Berlin und im Mannheimer Kunstverein aus. „Malstrom“ verstand sich damals nicht als Künstlergruppe, sondern als eine Ausstellungsgemeinschaft Gleichgesinnter. Die aktuelle Ausstellung „Malströme“ ist also eine Jubiläumsausstellung und räumt einen retrospektiven und einen bilanzierenden Blick auf die einzelnen Werdegänge ein.
Alle fünf Künstler kannten sich bereits über ihr Studium an der Kunsthochschule in Dresden, alle standen sich künstlerisch und menschlich nahe und alle wurden schließlich 1986 aus der DDR ausgebürgert. Ihnen wollte man im Westen eine Anschubhilfe geben, um ihre damals im Westen eher unbekannte Kunst zu präsentieren. Gleichzeitig konnte man zeigen, dass das, was im Osten und im besonderen in Dresden an nichtkonformer Staatsmalerei existierte, seine Wurzeln durchaus im deutschen Expressionismus hatte.
Roh, wild, heftig und primitivistisch sind die Arbeiten immer noch, vielleicht ein wenig ruhiger als vor 30 Jahren, aber Expressivität ist ja keine Frage des Alters, sondern eine Frage der künstlerischen Haltung und Position. Im Kunstverein wird die Entwicklung verdeutlicht, es sind immer noch alte Arbeiten zu sehen, die älteste ist von 1978, neben vielen neueren. Die Frage des Neuanfangs von 1986 wird beantwortet von Werken etablierter Künstlerpersönlichkeiten. Was anfangs ungewohnt war, ist inzwischen zu einem festen Bestandteil des Ausstellungsbetriebs geworden.
Die einzelnen Positionen grenzen sich klar voneinander ab, es besteht nirgends die Gefahr der Verwechslung, der Einverleibung oder der Adaption. Nicht die Gemeinsamkeiten sind bei „Malstöme“ der entscheidende Faktor, es sind die Unterschiede, die oft fast gegensätzlichen Gestaltungs-prinzipien und Ausdrucksmittel als Spielarten expressionistischen Gestaltens. Naive Einfachheit steht neben schräg Deformiertem, Stumpfes neben Glänzendem und klare Strukturen neben verschachtelten Kompositionen. Es ist und es bleibt eine Ausstellungsgemeinschaft, ein Zu-sammenschluss von unterschiedlichen Ansätzen und Positionen. Es funktioniert schließlich sowohl in der Gruppe als auch alleine.
Mannheimer Kunstverein, Augustaanlage 58, 68165 Mannheim
Di-So 12-17 Uhr
Ergänzend zu der Schau im Kunstverein zeigt die Galerie Döbele in ihren Raumen in der Leibnizstrasse unter dem Titel „Trotz alledem“ aktuelle Werke der fünf Künstler.
bis 26.8.2017
Galerie Döbele, Leibnizstr. 26, 68165 Mannheim
Do + Fr 14-19 Uhr, Sa 12-16 u.n.V.