Von einem der auszog, um Ruhm, Macht und Geld zu machen…
bis 22.9.2019
Eigentlich ist dies die Geschichte von Primark, von linken Socken, von kapitalistischer Vernetzung und komplexen Unternehmensstrukturen. Genauer gesagt von geklauten und bepinkelten T-Shirts, von Merchandising und von einer allumfassend konzipierten Marketingstrategie. Aber letztlich geht es doch nur um Musik, um die Veröffentlichung des Debütalbums von David Julian Kirchner. Studiert hat der gebürtige Mainzer Pop-Design an der Popakademie Mannheim und er fühlt und denkt längst wie ein Mannheimer. Dort hat er sich inzwischen verwurzelt und dort fühlt er sich längst heimisch. Der Millennial ist inzwischen gereift und hat sich zum CEO seines Firmenimperiums emporgeschwungen. Aus dieser Position heraus hinterfragt D.J. Kirchner den Spagat zwischen Musik und Kommerz. Und er tut dies in der Ausstellung mittels eines begehbaren Albums.
Reicht es gut zu sein oder muss man sehr gut oder sogar hochtalentiert sein, um im Musikgeschäft Erfolg zu haben? Diese Ausgangsfrage steht im Raum, sie ist aber allenfalls nur vage erkennbar, weil Kirchner das Pferd konsequent von hinten aufzäumt. Bevor auf musikalischer Ebene geliefert wird, muss er sich doch erstmal darum kümmern, dass die Merchandising-Produkte geliefert werden können. Selbstverständlich in Hochglanz und lyrisch bestens angepriesen, erschafft Kirchner seine reale Aura, die auch die hinterste Ecke jedes Geldbeutels strahlend erhellt. Schließlich lässt sich der Begriff Musikgeschäft nun mal in Musik und Geschäft unterteilen. Dabei geht Kirchner einen klar vorgezeichneten Weg, als CEO seines Firmenimperiums „Kirchner Total“ kümmert er sich um jede Facette seines Erfolgs. Erfolg ist steuerbar, planbar und daher erreichbar.
Die bewusste Gestaltung des Erfolgs und die Verbindung von Musik/Kunst und Kreativwirtschaft ist das Epizentrum der Ausstellung im Port25. Das Debütalbum bildet dabei das Fundament, denn der Musiker Kirchner braucht ein kreatives Produkt, um sein Imperium auf festen Boden zu stellen. Siebdrucke, Parfüm, Gin-Tonic, T-Shirts, Postkarten und Schuhe bewerben dieses Produkt und auch im Bereich Social Media und PR gibt Kirchner Vollgas. Ein eigener TV-Sender und der Streamingkanal HochTiefy promoten Kirchner und seine Musik, der eigens erstellte Businessplan, der zur Ansicht ausliegt, gibt Einsicht in das Geschäftsmodell und in den Maßnahmenkatalog zu seiner Umsetzung. Die elf Songs seines Albums sind in der Ausstellung eingebettet in ein Wirtschaftskonstrukt, das katalysatorartig wie ein Nährboden Kirchners gestalterischen Drang zur Planerfüllung speist. Alles ist designt, nichts ist dem Zufall überlassen, denn es gibt genug Vorbilder und Handlungsstrategien, die man den Erfolg wirtschaftlich begleiten kann. All dies zeigt uns die Ausstellung in formatfüllender Weite und Komplexität.
Die Inszenierung des Debütalbums von Kirchner Hochtief „Evakuiert das Ich-Gebäude“ ist in den Ausstellungsräumen des Port25 zu einem Konzept verwoben, das in dieser Form einmalig sein dürfte. Es ist ein Konzept, welches den Charakter einer Implosion besitzt. Man nähert sich von außen und die kaum fassbare Fülle an Eindrücken und an Produkten zieht einen mit halsbrecherischem Tempo ins Zentrum des Geschehens. Dort erwartet uns bereits in weiser Voraussicht David Julian Kirchner und empfängt uns mit schelmischen Grinsen und den Klängen seines Albums. Was eben noch implodierte, entwickelt sich nun zum Auge des Sturms. Es herrscht kreative Ruhe und außen herum tobt kreiselnd das Imperium Kirchner.
https://de-de.facebook.com/KirchnerHochtief/
Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Hafenstr. 25-27, 68159 Mannheim
Mi-So 11-18 Uhr, Eintritt frei