In der herrschaftlichen Gründerzeit-Villa Böhm treffen die impressionistischen Arbeiten der Fotografin Susanne Neiß auf die informellen Cut-outs der Malerin Regina Reim. Der Kunstverein hat damit zwei Künstlerinnen zusammengebracht, deren Arbeitsweisen und Techniken stark voneinander abweichen, aber inhaltlich in ihrer Transformation besonders gut zusammen finden und passen.
Susanne Neiß:
Die in Mannheim lebende Fotografin, die nach wie vor überwiegend analog fotografiert, findet den Ausdruck in ihren Arbeiten mittels eigener Stimmung und dem vorhanden Licht an Ort und Stelle der Motivfindung. Das Objekt, auf das sich ihre Kamera richtet, kann die Schaufensterscheibe eines Geschäfts sein, die Motorhabe eines Autos oder der Blick in eine Tasche oder auf ein Kleidungsstück. Am Ende steht immer ein Bild, dessen ursprüngliches Motiv nicht mehr oder nur schwer erkennbar ist. Die Veränderung, die Transformation ist immer verknüpft mit dem Licht und der eigenen Emotion. Um zum gewünschten Ausdruck zu gelangen nutzt sie häufig die Langzeitbelichtung oder das bewusste Verwackeln. Das Ergebnis sind farbintensive, sinnliche, und oft geheimnisvolle Szenerien, ähnlich einer diffusen Traumsequenz, die man versucht nach dem Aufwachen vergeblich nachzuerzählen. Das Gesehene, das Motiv ist nicht mehr greifbar, sondern nur noch erahn- und spürbar.
Regina Reim:
Die in Speyer arbeitende und lebende Malerin Regina Reim zeigt neueste Kompositionen ihrer ausgefeilten Collagentechnik. Zuvor entstandene, stark farbige Malereien oder Farbradierungen werden von ihr ausgeschnitten und direkt auf der Leinwand neu zusammengesetzt. Diesen Werkprozess setzt sie sowohl auf großen als auch kleineren Formaten ein und in Bildobjekten, in denen sie mehrere Lagen bemalter und ausgeschnittener Papiersteifen übereinander zu dreidimensionalen Formen anordnet. So entstehen luftig, leichte Figurengebilde, die ineinander verwoben und übereinandergesetzt eine ganz eigene Lebendigkeit entwickeln. Mal setzen sich die Streifen und Kurven zusammen zu einem Blumenstrauß, einem Insekt, mal zu einem Reiter zu Pferd oder Tänzer. Solche Assoziationen aber sind der Vorstellungskraft der BetrachterInnen gezollt, denn es ist ja nicht die Absicht der Künstlerin figürlich zu arbeiten, sondern im Gegenteil: Die Arbeiten stehen in der Tradition der informellen Kunst, bei der Farbe und andere bildnerische Materialien autonom eingesetzt werden und auch Prozesse des Unbewussten, Einfluss auf die Entstehung des Bildgegenstandes nehmen. So ist bei Regina Reim die Transformation, die Verwandlung eines Objekts, wie auch bei Susanne Neiß, das zentrale Thema.
Ausstellungsdauer: bis 17.10.2021
Wo: Kunstverein Neustadt/Villa Böhm,
Villenstraße 16b/ Maximilanstraße 25
Neustadt/Weinstraße
Öffnungszeiten:
Donnerstag und Freitag: 15 bis 18 Uhr
Samstag und Sonntag:13 bis 18 Uhr