ES WAR EINMAL. Ana Laibach im Kunsthaus Frankenthal.

In einer umfangreichen und unbedingt sehenswerten Einzelausstellung präsentiert das Kunsthaus Frankenthal ein großes Spektrum von Arbeiten der Mannheimer Künstlerin Ana Laibach.

Unter dem Titel Es war einmal vereint Laibach Wandarbeiten, Porträts und Radiotagebücher ihrer sogenannten Spelunkenbande, Insekten-Laminationen, Öl- und Acrylmalerei, Aquarell und Zeichnung zu einem wie sie selbst sagt „assoziativen Märchen – aber nicht eines, das linear erzählt wird, sondern eines, das alle Wendungen nehmen kann. Hinter dem zunächst märchenhaft klingenden Anfang einer jeden hier erzählten Geschichte, von der wir uns wünschen, dass sie ein gutes Ende nimmt, stehen bei Laibach häufig auch Angst, Ausweglosigkeit oder Machtlosigkeit wie Kumpane direkt neben Witz, Charme und Pragmatismus. Es wird kein Ausgang festgeschrieben. Die Bildwelt von Laibach gibt dem Betrachter eigentlich immer das Gefühl, im Hier und Jetzt zu sein. 

Am Anfang, 70x100cm, Acryl auf Holz


Analog zur Märchenwelt sehen wir Ausschnitte einzelner Szenen, die einen bestimmten Moment festhalten, der häufig auch im Bildtitel umschrieben wird oder in einer Sprechblase in ihrer Endlosserie der Radiotagebücher. Und diese Bildtitel oder Kommentare sind immer wieder außerordentlich klug und ins Schwarze treffend. Zur Radionachricht des Pisa-Schocks heißt es in einem Dialog von fünf Figuren ihrer Spelunkenbande: Alles Strohköpfe, „Figur links: „Ich gehöre dazu“, Figur daneben.“ Ich nicht, ich hab Erbsen im Kopf“, Figur daneben: „Ich Wolle!“, Figur daneben: „Ich Watte“, letzte Figur: „Ich Weichmacher“. Darunter steht: 1.Platz für Dumme: D-LAND. Das fasst herrlich leichtfüßig und doch tiefgründig zusammen, was schwere Kost ist und lädt ein, um die Ecke zu denken und vielleicht in Frage zu stellen, ob Erbsen oder Watte im Kopf zu haben, das Gleiche ist wie Stroh.

oben: Ausschnitte aus Laibachs Radiotagebüchern

links: Über Napoleon + das Frühstücksei, 100×150, Farbstift, Aqarell auf Papier/rechts: Hühner, die krähen, 80×150 cm, Farbstift, Aqarell auf Papier


Dass aus Ana Laibachs Bilderwelt die Spelunkenband nicht mehr wegzudenken ist, wird in der Ausstellung auch anhand ganz neuer Arbeiten deutlich. 12 Aquarelle zeigen ihre bekanntesten Protagonisten in traditionell anmutende Gewänder längst überdauerter indigener Völker gehüllt. Jeder Figur hat sie – kenntlich gemacht über Haltung und Bildtitel – ein wichtiges „politisches“ Amt verliehen und mit den jeweiligen „Insignien der Macht“ ausgestattet. Ein Hoch auf Frl. Bärbeiß als Friedensbeauftragte, auf Meister Nic Lie als Anwalt der Armen oder Pum als Leichtigkeitsbeauftragte. Laibachs Plüschtiere, die alle zum Knuddeln sind, werden hier zu sichtlich überforderten Hoffnungsträgern für eine Welt, die ganz ganz viel Rettung nötig hat.

Unbedingt ansehen!

Kunsthaus Frankenthal
Mina-Karcher-Platz 42
67227 Frankenthal
Telefon: 06233-3270771
Öffnungszeiten: Mittwoch – Samstag: 14:00-18:00Uhr und Sonntag: 11:00-18:00Uhr
https://www.frankenthal.de/stadt-frankenthal/de/kultur/kulturhaeuser/kunsthaus/ana-laibach

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