Zwischen Comic und Farbfeldmalerei
bis 26.11.2017
Die beiden großen Räume des Kunstvereins Heilbronn sind mit Bildern des amerikanischen Künstler Carl Ostendarp eigenwillig akkurat bespielt. Es wirkt wie eine Zeitlinie, was sich da in plakativer Buntheit und lautmalerischem Charme aneinanderreiht. Die Bildwelt Ostendarps schwankt zwischen Comics, Farbfeldmalerei, Werbegrafik und Plakatkunst. Er zeigt sich als Kind seiner Generation, die mit diesen künstlerischen Gestaltungsmitteln neue Wege und andere Sichtweisen eröffnete.
Die Bilder sind streng nebeneinander angeordnet, es ist eine Aneinanderreihung von Farben, Wör-tern und Darstellungen, die auf den ersten Blick so wirken, als ob sie einem Comic entstammen. Einfachheit, Reduzierung von Formen und Klarheit in der Aussage sind die Eckpunkte in Ostendarps Schaffen. Damit strukturiert er komplexe Zusammenhänge neu und läßt neue Verbindungen ent-stehen. Unter der Bildergalerie, fast auf Bodenniveau wird das ganze untermalt durch eine dunkle amorphe Masse. Mal sieht sie aus wie eine Welle, mal wie eine Hügelkette aber meistens – und darauf zielt es wohl auch ab – wie zufällig verlaufene Farbe.
Ostendarps Bildsprache ist ebenso klar wie einfach. Er benutzt Symbole, lautmalerische Begriffe wie wir sie aus Comics kennen, einzelne Wörter oder kurze Sätze und Darstellungen von Körperteilen. Alles ist reduziert und einfach dargestellt, sehr flächig in plakativer Deutlichkeit und in knalligen Farben gemalt. Die Konturen sind hart gegeneinandergesetzt, die Farbigkeit verstärkt diese harten Kontraste noch. Die Verschiedenartigkeit der Bildmotive, das Schwanken zwischen Abbildung und Text, zwischen symbolhaften Zeichen und abstrakten Gebilden ist ein wiederkehrendes Prinzip. Hierauf baut sich alles auf, die Bilder sind dabei alle handgemalt, nichts ist gedruckt oder repro-duziert. Aus der Nähe lassen sich Pinselspuren in der Farbe erkennen und kleine Fehlstellen bei den Übergängen zeugen von der handwerklichen Machart.
Man ist versucht in der Aneinanderreihung kleine Geschichten zu erkennen. Das was in Comics Bild an Bild flächendeckend angeordnet eine Geschichte erzählt, scheint hier aus dem Seitenzusammen-hang herausgelöst und in eine horizontal verlaufende, zeitliche Abfolge gebracht. Ostendarps gestalterische Verdichtung verführt zum Lesen, aber immer im Kontext einer bildhaften Darstellung. In Reihungen von drei bis vier Bildern wird etwas erzählt, man kann es lesen und für sich selbst deuten und verstehen. Es ist keine konkrete Geschichte, die hier erzählt wird, es ist ein freies, phantastisches und assoziatives Herangehen an eine Bildwelt, die sich aus klar verständlichen, knallbunten Bildern aufbaut. Dabei bedient sie sich einer Formensprache, wie sie aus der Comic- und Werbewelt bestens bekannt, den Betrachter direkt anspricht und auch erreicht. Was zunächst eher zufällig und spontan wirkt, ist aber einem klaren und strukturierten gestalterischem Denken und Handeln entsprungen.
Kunstverein Heilbronn, Allee 28, 74072 Heilbronn
Di-So 11-17 Uhr, Do 11-19 Uhr