Tanja Vetters Moderne Lichtmalerei
Noch bis zum 18. Januar 2018 zeigt die Mannheimer Malerin Tanja Vetter 17 überwiegend großformatige Werke in Öl unter dem Titel „Auf Abwegen“ in der Heidelberger Volkshochschule.
Im Treppenaufgang hängt – gleich einem eindrücklichen Cover eines großen Bildbandes – das erste und größte Bild der Ausstellung. Wie ein Wegweiser zeigt es den Besuchern sofort, was sie im Hauptraum der Ausstellung im ersten Stock erwartet: Kraftvolle, abstrakte Landschaften, die trotz ihrer Farbintensität eine enorme Ruhe ausstrahlen.
Die in Heidelberg gezeigten Arbeiten subsummiert die Künstlerin unter dem Titel „Auf Abwegen“. Auf Abwegen deshalb, weil sich in nahezu allen Bildern winzige Figuren finden, die sich in den weiten, phantastischen Landschaften zu verlieren scheinen. Diese Figuren nimmt der Betrachter wahr wie weitentrückte Wesen aus einer anderen Welt. Sie treten meist aufgrund ihrer langen Schlagschatten plastisch aus ihrer Umgebung hervor ohne diesen wirklich nahe kommen zu können. Der Betrachter blickt in diese fremde, surreale Welt wie auf seine eigenen Träume, die, je länger sie zurückliegen, weiter verschwimmen. Auch die Figuren in Tanja Vetters Werken, bleiben auf Distanz, bleiben rätselhaft mit ihrer Umgebung verbunden. Trotzdem die Figuren sich in der Bildfläche nicht alleine aufhalten, sondern meist hintereinander gereiht gleich einer Seilschaft von Bergsteigern im Hochgebirge, oder angeordnet in kleinen Gruppen, wirken sie voneinander isoliert. Eben in dieser Isoliertheit haftet diesen winzigen, abstrakten Figuren eine Verletzlichkeit an, die den Betrachter berührt.
Denkt man sich die Figuren weg, fände man sich in der Abstraktion wieder. Man erahnte landschaftliche Strukturen, bewunderte aber vielmehr die in impressionistischer Manier übereinander angelegten Farbschichten. Eines der eindrücklichsten Farbmerkmale in den Werken von Tanja Vetter sind die neonfarbenen kräftigen Pinselstriche in Lachs oder Gelb neben warmem Grün und tiefem Blau durchsetzt mit starken Lichtkontrasten zwischen Schwarz und Weiß. Und damit macht Vetter klar, dass ihre verfremdeten Landschaften eben nur in ihrer Malerei existent sind. Die vielleicht assoziierte Naturerfahrung täuscht den Betrachter, lässt ihn in seinem eigenen Traum, seiner eigenen Idee von Natur verharren.
Und in diese landschaftlichen Raumgefüge setzt Vetter kleine Figuren, die auf raffinierte Weise die Wahrnehmung des Betrachters dahingehend lenken, eine Ebene, einen Berggipfel, ein Wald oder eine Eisfläche zu sehen und diese auch zu fühlen. Gerade das Mitfühlen mit den Figuren in den Landschaften machen die Bilder von Vetter zu etwas Außergewöhnlichem. Durch die Farben und mit Hilfe der Figuren im Raum verbinden sich Außen- und Innenwelt und verdichten sich für den Betrachter zu seinem ganz individuellen Erlebnisraum. Er kann sich in die Stille eines Waldes in der Nacht oder in die Weite einer arktischen Ebene denken und das Sein an diesem imaginären Ort fühlen.
Tanja Vetters Bildwelten bleiben immer unnahbar und geheimnisvoll. Sie verzaubern und benebeln und laden unmittelbar ein, einzutauchen in einen archaischen Seinszustand, vollkommen losgelöst und frei von unserer irdischen Existenz.
Ausstellungsdauer: bis zum 18.01.2018
Wo: vhs Heidelberg
Bergheimer Straße 76
69115 Heidelberg
Öffnungszeiten:
Mo – Fr 9:00 – 21:00 Uhr
Sa 9:00 – 18.00 Uhr
So 9:00 – 16:00 Uhr