Spontane Leichtigkeit und haptisches Erleben
VideoArbeiten und Malerei von Ingrid Mwangi und Robert Hutter
bis 15.4.2018
Der eigene Körper ist nicht nur der Bezugspunkt für das Künstlerduo Mwangi Hutter, er ist eigentlich das Medium ihrer Kunst. Die beiden Künstler lernten sich während ihres Studium in Saarbrücken kennen und sind seither privat und beruflich ein Paar. Inzwischen verstehen sie sich als eine künstlerische Persönlichkeit. Ihren eigenen Körper stellen sie seit zwei Jahrzehnten in verschiedenen künstlerischen Techniken zur Schau: Videokunst, Klangarbeiten, Installationen, Performances, Malerei, Zeichnung und Plastik sind die gestalterische Bühne ihrer Darstellung. Im Grunde ist es eine konsequente Selbstdarstellung, allerdings eine eher private, zurückgenommene und sanfte Inszenierung der eigenen Leiblichkeit.
Ihr künstlerisches Arbeiten kennzeichnet ein spontaner Charakter, sie loten erst vor Ort aus, was sie in ihren Projekten machen wollen. Beide empfinden dieses Vorgehen als eine Inspiration, ein Erfühlen der Handlungsvorgänge. Wenn es dann an die Arbeit geht, lassen sie sich treiben, sie haben kein festgelegtes Storyboard in ihren Videos. Ihr Gefühl und ihr Gespür sind Taktgeber der Handlungen, die sich langsam und bedächtig entwickeln. Für Mwangi Hutter sind dies Aspekte der Zeit, die sich in sich überlagernden Erzählebenen äußern und in den Videoarbeiten ruhig strukturiert werden.
In der Ausstellung im Ludwigshafener Kunstverein füllt der Klang von einer einzigen Videoarbeit den ganzen, riesigen Ausstellungsraum. Die einzelnen Werke sind nicht in eigenen Räumen getrennt voneinander zu sehen, sondern sie sind offen im Raum angeordnet. Somit entstehen immer wieder Blickachsen zwischen den einzelnen Werken und die sphärischen Klänge und verzerrt hörbaren Wortfetzen bilden einen Klangteppich, der sich sanft und durchdringend im Raum ausbreitet. Nicht alle Arbeiten von Mwangi Hutter sind mit Ton, viele existieren und funktionieren stumm. Ton und Klang werden dann eingesetzt, wenn die Emotionalität der Bilder noch gesteigert werden soll. Erst in der Nachbereitung der Videobilder entscheiden die Künstler, welche akustischen Mittel die Bilder untermalen und deren Wirkgehalt steigern können.
In der Malerei dominieren schwarz und weiß, der Malgrund bildet einen klaren Hell-Dunkel-Kontrast. Bei den Videoarbeiten wird dagegen die Farbe deutlicher eingesetzt. Die afrikanischen Wurzeln von Ingrid Mwangi sind hier wohl ausschlaggebend. Buntfarbig und leuchtend eröffnet sich eine ganz eigene Farbwelt, die die Stille der bewegten Bilder mit der kontinentalen Farbwelt Afrikas kontrastiert. In den letzten Jahren hat die Malerei bei Mwangi Hutter zunehmend Raum eingenommen, sie soll das haptische Erlebnis in ihren Werken intensivieren und eine spontane Leichtigkeit vermitteln. Die Malerei war im Werk der beiden schon immer präsent. Skizzenhaft und beschreibend für die Konzeption ihrer Videoarbeiten oder als Ergänzung, als akzentuierende Körperbemalung wie man sie in Ludwigshafen in der Arbeit „Breathed“ wahrnehmen kann. Auch hier lässt sich ein haptisches Grundverständnis greifbar erleben. Be- oder gemalt mit den Fingerkuppen entsteht ein Muster auf dem Körper bzw. ein aus Punkten aufgebautes Porträt, das flüchtig und durchscheinend zugleich, das Leben als ein Zusammenfinden von einzelnen Punkten und Schichten versteht.
Die Kunst von Mwangi Hutter ist facettenreich, sie schwankt zwischen sanfter Ruhe, zwischen Verbundenheit und Zärtlichkeit, aber auch zwischen existentiellen und politisch-ökologischen Themen. Grundsätzlich ist das Werk von Mwangi Hutter aber vor allem eines: pures Leben.
Kunstverein Ludwigshafen, Bürgermeister-Reichert-Haus (Hintergebäude), Bismarckstr. 44-48, 67059 Ludwigshafen
Di-Fr 12-18 Uhr, Sa + So 11-18 Uhr, Eintritt frei