Sucht nach Leben
Fotografien von Mirko Müller
bis 8.4.2018
Eine Studienarbeit zum Thema „Hoffnung“ bringt den Stein ins Rollen, Mirko Müller tauscht sich darüber mit dem Sozialarbeiter Jonas Gieske aus und beide entwickeln zusammen ein Projekt, dessen künstlerische Umsetzung zur Zeit im Port25 zu sehen ist. Es sind großformatige, weit überlebensgroße schwarz-weiß- Drucke von digitalen Fotografien: Köpfe und Halbporträts von Drogensüchtigen, die sich selbstbewusst präsentieren.
Aus Gründen der Rücksichtnahme und des Persönlichkeitsschutzes sind wir angehalten worden, nur ein Bild der Ausstellung zu veröffentlichen. Die anderen hier als Ausschnitt gekennzeichneten Bilder sind in der Ausstellung natürlich in voller Größe zu sehen. Die Präsentationsform als schwarz-weiß-Drucke, die in harten Kontrasten das Thema eindringlich inszeniert, wurde von Mirko Müller ganz bewusst gewählt. Zunächst war Müller mehrere Wochen nur als Gast und Helfer im Kontaktladen „Kompass“ des Drogenvereins Mannheim, schenkte Kaffee aus und führte unverbindlich Gespräche mit den Abhängigen und den Mitarbeitern. Schließlich vermittelten Gieske und Müller den Drogensüchtigen das Projekt und in drei Aufnahmesitzungen porträtiert er etwa 60 Personen. Von jenen werden jeweils 10-15 Aufnahmen gemacht und jeder erhält die Gelegenheit sich zu seiner Drogensucht und den damit verbundenen Lebensumständen und Problemen zu äußern.
In vielen der Bilder sieht man Lebenswille, Trotz und Selbstbewusstsein aber auch den Wunsch nach Anerkennung und Respekt. Mut und Trauer schwingen ebenfalls mit, viele „Weggefährten“ haben diesen Kampf mit und gegen die Sucht nicht überlebt. Neben jedem Bild hängt ein Kopfhörer, in dem man einen 23 minütigen Loop hören kann. Wahllos aneinandergereiht sprechen die Porträtierten über ihre Sucht. Man kann weder nachvollziehen, wer von den Dargestellten gerade redet, noch lassen sich aus dem Gesagten Rückschlüsse auf persönliche Daten zurückverfolgen. Es sind alles bewegende, echte und unter die Haut gehende Bekenntnisse von Drogensüchtigen. Sie beschreiben ihren Alltag, ihren Suchtdruck, ihre Opfer und ihre Therapien. Und sie zeigen sich in den Bildern von Mirko Müller als selbstbewusste Individuen, die von ihrer Vergangenheit und ihrem Existenzkampf gezeichnet sind.
Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Hafenstr. 25-27, 68159 Mannheim
Mi-So 11-18 Uhr, Eintritt frei