bis 20.12.2019
Die aktuelle Ausstellung der C7 Galerie befasst sich mit einem ökologisch brisanten Thema: Verpackungsmüll. Es ist erst die zweite Einzelausstellung in der noch sehr jungen Ausstellungshistorie des Hauses, aber es ist ein bemerkenswertes Projekt in vielerlei Hinsicht. Margit Buturus, Jahrgang 1941, befasst sich in ihren fotografischen Arbeiten bereits seit 2005 intensiv mit Kunststoffmüll und schafft es, dieses heute tagsaktuelle Thema von einer anderen Seite zu beleuchten. Und dies ist im wortwörtlichen Sinne zu verstehen. Die Fotografien bestechen durch ihren besonderen Glanz und die Motive scheinen einer anderen, unbestimmbaren Welt entsprungen zu sein.
Erste künstlerische Schritte machte Margit Buturus im Bereich Malerei. Hier ist eigentlich auch der Schlüssel für ihr späteres, fotografisches Werk zu sehen. Als sie sich auf Motivsuche für ihre Bilder begibt, bedient sie sich einer einfachen Digitalkamera, um die Motive festzuhalten. Zur „reinen Fotografie“ gelangt sie dann eher durch Zufall. Sie wirft eine Verpackung in den Müll und bevor sich der Deckel schließt, entdeckt Buturus Lichtreflexionen auf der metallenen Oberfläche. Sie öffnet nochmals den Deckel des Mülleimers und fotografiert ihr erstes Bild von Verpackungsmüll. Die Reise geht weiter und sie bleibt sich bei der einfachen Auffassung und fotografischen Umsetzung treu. Ihre Motive sind alle Arten von Verpackungsmüll, vom Klebeband über Kartonagen bis hin zu Pralinenschachteln oder Obst- und Gemüsenetzen. Dabei arbeitet sie mit einer no-name Kompaktkamera, die sie in der Einstellung „intelligente Automatik“ betreibt.
Die Ergebnisse sind von einer verblüffenden Klarheit und oft von einem fast malerischem Ansatz belebt. Es ist eine Inszenierung mit Licht, ein Herauslösen aus dem ursprünglichen Kontext und ein scharfes Abgrenzen von der eben noch leblosen Realität im drohenden Schlund des Mülleimers. Der dargestellte Gegenstand wird nochmal zurückgeholt, aufgewertet und abgelichtet, bevor er dann doch noch zu dem wird, was er ist: Verpackungsmüll. Buturus ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass Verpackungsmüll recycelt werden muss. Ihre Fotografien verstehen sich als Aufruf zum nachhaltigen Wiederaufbereiten von Rohstoffen. Die scheinbare Ästhetisierung ihrer Motive ist in Wirklichkeit ein Appell an das ökologische Bewußtsein und Gewissen.
Margit Buturus fotografischer Kosmos bestimmt sich vornehmlich aus Makroaufnahmen und gezielt gewählten Ausschnitten. Diese Gestaltungsmittel lassen eine Bildwirkung entstehen, die das Dargestellte aus seinem eigentlichen Kontext herauslösen und eine fremdartig wirkende Welt entstehen lassen. Gezielt gesetzte Lichtreflexe, einfarbig gestaltete Hintergründe, die das Motiv ins Zentrum rücken und ein besonderes Spiel aus zeichnerischen harten Kontrasten und eher malerisch angelegten Verschmelzungen sind die Komponenten einer gewollten Inszenierung. Der dunkle Hintergrund, der auf vielen Fotografien die Motive hinterlegt, ist die heimische Herdplatte und die Lichtinszenierung entsteht durch natürliches Sonnenlicht oder falls nötig durch das Einschalten der Beleuchtung der Dunstabzugshaube. Mit einfachsten Mitteln erzielt Buturus eine vielschichtige Bildwirkung, die einfarbigen Hintergründe lenken die Aufmerksamkeit auf die jeweiligen Hauptdarsteller.
An einer Stelle in der Ausstellung hängt ein Originalobjekt direkt neben der Fotografie. Hier hat man den Vergleich zwischen Original und Abbild und man erfasst, was die Bildwirkung ausmacht. Der Blow-up Effekt und das damit verbundene Rauschen der digtialen Bilder hat eine malerische Wirkung. Das Aufziehen auf eine Bildgröße von 60×80 cm unterstützt diese Wirkung zudem. Buturus schafft es in solchen Aufnahmen die Grenzen der Fotografie zu verwischen und das dargestellte Objekt voll ins Bewusstsein des Betrachters zu rücken. Auch wenn man nicht immer sofort erkennen kann, was das ursprüngliche Objekt eigentlich für eine Funktion hatte.
C7 Galerie, C7,1, D-68159 Mannheim
Öffnungszeiten: Jeden Dienstag 18-20 Uhr, jeden ersten Sonntag im Monat 14-16 Uhr oder nach Vereinbarung, Eintritt frei