Harte Zeiten, Port25 Mannheim, Teil 1

bis 12.9.2021

Harte Zeiten ist eine Ausstellung, die es in sich hat. Wir leben in harten Zeiten, aber das ist ja nichts Neues. Aber es geht hier weniger um die aktuelle Pandemie – auch wenn die Masken gleich zu Beginn der Ausstellung diesen Eindruck vermitteln – als vielmehr um die harten Zeiten an sich. Auch wenn das natürlich immer ein subjektiver Eindruck, ein subjektives Empfinden ist. Die präsentierten Facetten der harten Zeiten sind unterschiedlichster Natur und Ausformung, sie haben ihren Ursprung jedenfalls hier im Port25 in einem gemeinschaftlichen Projekt deutscher und polnischer Künstler. Initiiert vom Künstlerbund Baden-Württemberg findet zeitgleich im Port25 in Mannheim und in der Galeria Miejska bwa in der polnischen Stadt Bydgoszcz der erste Teil der Ausstellung statt. Der zweite Teil wird dann vom 24.9.-7.11. zu sehen sein, wobei die Werke aus Mannheim und Bydgoszcz ausgetauscht werden.

Die Stickereien auf den Masken von Dorota Scisla befassen sich alle mit einem weiteren zentralen Thema unserer Zeit, dem Umweltschutz. Mit der Nähmaschine stickt sie Bilder oder Schlagworte auf die Masken und verweist dabei auf Umweltverschmutzung, Klimawandel und weitere Aspekte aus diesem Umfeld. Katinka Theis hat während ihres Aufenthalts in Paris während der Pandemie abstrakte Muster entwickelt, die auf das Gesicht aufgebracht werden können. Somit werden die biometrischen Daten des Trägers dieser „Schutzschilder“ für Gesichtserkennungssoftware unlesbar gemacht. Die Zeichnungen von Tomasz Dobiszewski sind von zufällig ausgesuchten Personen angefertigt worden. Sie zeigen alle dasselbe Motiv, den Umriss des eigenen Heimatlandes Polen. Aus dem Gedächtnis heraus angefertigt sind diese geografischen Momentaufnahmen subjektive Annäherungswerte an die eigene Heimat.

Einen eher deutschen Ansatz zeigt die Arbeit „daheim“ von Tanja Niederfeld, die Malereien sind alles Ansichten eines kleinen Stückchens selbstgestalteter Wohnatmosphäre: dem Balkon. Es ist ein subtiler Blick in die anonyme Seele und offenbart doch so viel über den unbekannten Einzelnen. Irgendwie erkennt man sich wieder und man fühlt sich auch ertappt. Die Tischsitten werden bei Dorota Scislas Arbeit Gosc-Innosc thematisiert. Was zunächst wie ein gedeckter Tisch aussieht, wird bei näherer Betrachtung zu einem Benimm- und Anstandskurs. In das Besteck sind polnische Begriffe graviert, die sich mit Essensgewohnheiten und Tischsitten beschäftigen. Und wer es gerne härter mag, kann dann auch noch selber anpacken. Sophie Innmann hat zwei Sandhügel aufgebaut, in denen jeweils eine Schaufel steckt. Der Sand des einen Haufens soll mit dem Sand des anderen ausgetauscht werden. Am besten zeitgleich und in Teamarbeit. Das Austauschen, das wechselseitige Wiederauffüllen und die Veränderung sind sichtbar, denn sie hinterlassen Spuren. Aber was bewirken diese Aktionen? Etwas zwischen purem Aktionismus und entschleunigter Achtsamkeit, genau zu benennen ist es allerdings nicht und vielleicht muss man die Erfahrung einfach selber machen.

Das umfangreiche Begleitprogramm bietet am 11./12.9. ein Performance-Wochenende. Samstags von 17-21 Uhr und Sonntags von 15-18 Uhr werden folgende Künstler zu sehen und zu erleben sein: Piotr Grygor, Sophie Innmann, Justyna Koeke, Weronika Trojanska und Helmut van der Buchholz.

Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Hafenstr. 25-27, 68159 Mannheim

Mi-So 11-18 Uhr, Eintritt frei

www.port25-mannheim.de

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